Skills Lab – ein Simulationslabor als dritter Lernort an der Berufsfachschule für Pflege in Mainkofen
Zum Start des neuen Schuljahres am 02. September 2024 wird in der Berufsfachschule für Pflege in Mainkofen das simulationsbasierte Lernen ein fester Bestandteil im Lehrplan sein. Diese Lernform findet in einem „Skills Lab“ (Skills Laboratory – dt. Fertigkeitenlabor) statt. Dies ist ein geschützter Übungsraum, in dem die Auszubildenden Handlungen erproben, reflektieren und weiterentwickeln können. Das Simulationslabor wird neben Theorie und Praxis künftig der dritte Lernort an der Schule sein.
„Das Skills Lab ist eine wichtige Ergänzung für unser Lernangebot. Dank einer zusätzlich geschaffenen Stelle können wir das Projekt nach einer längeren Testphase nun fest in den Lehrplan integrieren. In dem Simulationsraum werden die Schüler künftig in einem realistischen Setting angstfrei lernen können und sind so für den kommenden Berufslalltag auf Station noch besser gerüstet“, sagt Nicole Herrmann, Schulleiterin Berufsfachschule für Pflege.
Krankenhausdirektor Uwe Böttcher fügt hinzu: „Es ist immer unser Ziel, unsere Schülerinnen und Schüler an der Berufsfachschule für Pflege auch anhand neuester Technik auszubilden und sie damit bestmöglich auf den Beruf vorzubereiten. Mit dem simulationsbasierten Lernen im Skills Lab gehen wir einen weiteren wichtigen Schritt und werten unser Lehrangebot nochmals auf.“
Im Sommer 2022 hat die Schule den Simulator angeschafft und einen speziellen Raum dafür eingerichtet. Seitdem wurde das Konzept ausgearbeitet und getestet. Maximilian Lang und Maximilian Scharf, Pflegepädagogen B.A., sind die „Instruktoren“ und für die Betreuung des Skills Lab verantwortlich. Sie haben in den letzten Monaten jede freie Minute in das neue Projekt investiert.
Das Simulationslabor ist wie ein Patientenzimmer realitätsnah eingerichtet, in dem mit einem Simulator gearbeitet werden kann. Im Raum sind mehrere Kameras angebracht, die die Durchführung der Szenarien aufzeichnen und in den Regieraum übertragen. Von hier aus beobachten die Instruktoren die Lernenden bei der Übung und steuern den Simulator. Dabei kann mit den Auszubildenden über den Simulator gesprochen werden oder andere menschliche Reaktionen wie Husten oder vor Schmerzen aufstöhnen simuliert werden. Auch Vitalwerte können verändert werden, so dass eine Notfallsituation entstehen kann, auf die der Schüler reagieren muss.
Im Skills Lab sind Fehler erlaubt
Bei einer Simulation müssen die Auszubildenden nicht nur die gestellte Aufgabe erfüllen, sondern parallel auch mit dem Patienten sprechen und auf seine Bedürfnisse wie Angst oder Schmerzen eingehen. „Für den Lernenden ist das eine komplexe Aufgabe. Denn anders als im Skills Training (Üben einer einzelnen Tätigkeit) müssen die Auszubildenden, wie auch auf der Station, die Gesamtsituation im Überblick haben. Dabei dürfen Fehler passieren und daraus kann gelernt werden“, so Maximilian Lang. „Die Patientensicherheit steht klar im Vordergrund, da der Schüler an dem Simulator üben kann, und dies nicht am Patienten ausprobieren muss.“
Durch Simulation die Schüler zur kritischen Reflexion anregen
Simulationen laufen in drei Phasen ab. Erste Phase: Das Prebriefing. Hier bekommt der Schüler die genaue Fallbeschreibung. „Oberstes Ziel ist, dass eine sichere Lernatmosphäre für den Schüler geschaffen wird. Hier werden unter anderem offene Fragen zum Fall geklärt oder welche Utensilien im Raum genutzt werden dürfen“, erklärt Maximilian Scharf. Zudem wird ein sogenannter „Lifesaver“ vereinbart, so dass die Lehrer eingreifen können, wenn der Lernende an einer Stelle hängt und nicht weitermachen kann.
Es folgt die zweite Phase: Die Durchführung der Simulation. Hier muss der Lernende den Patientenfall wie im Prebriefing besprochen durchführen. Dabei sind unterschiedliche Szenarien möglich: Es können Injektionen verabreicht, verschiedene Verbandswechsel durchgeführt oder ein Blasenverweilkatheter gelegt werden. Liegt der Katheter richtig, fließt urinfarbige Flüssigkeit in Form von Kamillentee aus dem Katheter. Zudem können Zugänge jeglicher Art gelegt werden. Sogar das Legen einer Trachealkanüle (Kunststoffschlauch, der in einen Luftröhrenschnitt eingesetzt wird) kann an dem Simulator geübt werden.
Zum Abschluss folgt das Debriefing (Nachbesprechung), der wichtigste Part der Simulation, welcher die meiste Zeit in Anspruch nimmt. Hier besprechen die Lehrer mit den Schülern die Videoaufnahmen und gehen besonders auf Sequenzen ein, die den Instruktoren sowie auch den Lernenden aufgefallen sind. Ziel ist es, dass der Schüler von sich aus zur kritischen Reflexion angeregt wird. Maximilian Scharf: „Das Reflektieren der eigenen Handlungen ist eines der wichtigsten Elemente im simulationsbasierten Lernen, um sich als Person weiterentwickeln zu können.“
Lernen als Entdeckungsprozess
Entscheidend dabei ist, dass es im Skills Lab keine Noten gibt, Fehler also nicht bewertet werden. So können die Schüler angstfrei im Skills Lab üben, sich ausprobieren und Erfahrungen sammeln. „Die Simulation basiert auf konstruktivistischen Theorien. Im Konstruktivismus wird Lernen als Entdeckungsprozess gesehen, indem der Lernende versucht, Probleme zu verstehen. Der Prozess wird gelenkt durch das persönliche Interesse“, erklärt Maximilian Scharf. Es ist wissenschaftlich belegt, dass simulationsbasiertes Lernen bei den Auszubildenden die Handlungskompetenz, die Selbstwirksamkeit sowie die Kompetenz zur klinischen Beurteilung und zum klinischen Denken fördert.
27.08.2024
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