Weltdrogentag: Industrie-Chemikalie als Lifestyle-Droge

Am 26. Juni 2024 ist Weltdrogentag. Als größter Anbieter stationärer Suchtversorgung in Niederbayern nimmt das Bezirksklinikum Mainkofen diesen Tag zum Anlass, um über Abhängigkeitserkrankungen aufzuklären. Und spricht eine Warnung vor der Lifestyle-Droge Gamma-Butyrolacton (GHB) und der legalen Vorstufe Gamma-Butyrolacton (GBL) aus.

Der Konsum von GHB und GBL gewinnt in Deutschland zunehmend an Bedeutung. Auch als „Liquid Ecstasy“ oder „K.O.Tropfen“ bekannt, wird GHB in der Club-Szene als Party-Droge oder auch im privaten Rahmen in Kombination mit Alkohol eingenommen. GHB unterliegt seit dem 01. März 2002 dem Betäubungsmittelgesetz, kann aber über das Internet käuflich erworben werden. GBL hingegen unterliegt in Deutschland als Lösungsmittel (zum Beispiel enthalten in Felgenreinigern) nicht einmal betäubungsrechtlichen Bestimmungen. Ein Liter GBL ist ab 100€ zu haben und trägt aufgrund des eher geringen Preises für kleine Mengen zur Beliebtheit bei jungen Leuten bei. Da GHB und seine Vorstufen farblos, klar und nahezu geschmacklos sind, können sie auch unbemerkt in Getränke gemischt und einem ahnungslosen Opfer verabreicht werden. Diese Wehrlosigkeit wird dann z.B. für sexuelle Übergriffe ausgenutzt.

Die Wirkung von GHB ist sexuell stimulierend, kann aber auch mit akustischen und optischen Täuschungen (Halluzinationen), Muskelkrämpfen, epileptischen Anfällen, Herzrhythmusstörungen, Beeinträchtigungen der Atmung und Somnolenz (Bewusstseinsstörung) bis hin zum Koma einhergehen. Auf psychischer Ebene machen den Konsumenten (auch nach der unmittelbaren Intoxikation) Gedächtnisstörungen, Angstzustände, Verwirrtheit und Konzentrationsstörungen sowie auch schwer therapeutisch zu beherrschende immer wieder aufkommende Delire zu schaffen. Die Nachweisbarkeit in Blut oder Urin ist schwierig, da sie auf einen Zeitraum von bis zu zwölf Stunden begrenzt ist.

„Die Behandlung einer Vergiftung mit GHB ist sehr schwierig, da die Wirkung der Substanz nicht durch die Gabe eines Antidots (Gegengift) gemindert werden. Es erfolgt also primär eine intensivmedizinische Überwachung und die Stabilisierung der Vitalfunktionen“, erklärt Dr. Ute Blau, komm. Leitung des Zentrums für Abhängigkeitserkrankungen.

Rund ein Viertel der Patienten auf der Station für multiplen Substanzgebrauch sind
GHB-und GBL-Konsumenten

Im Zentrum für Abhängigkeitserkrankungen am Bezirksklinikum Mainkofen ist in den letzten Jahren eine deutliche Zunahme von GHB-und GBL-Konsumenten festzustellen, die Hälfte davon sind Frauen. Bei Männern ist die Droge primär in der Chemsex-Szene populär geworden, um die entspannende und erotisierende Wirkung zu nutzen. Die leicht in Flüssigkeit zu versteckenden Tropfen werden im Rahmen von Straftaten auch als KO-Tropfen verwendet.  Da zunächst ein Tiefschlaf und dann ein Filmriss auftritt, sind die Opfer- meist Frauen – wehrlos. „Die bei uns aufgenommenen Patienten wissen oft gar nicht, aus welchem Anlass sie sich plötzlich auf Station befinden und wie sie hergekommen sind. Sehr häufig sind am nächsten Tag kognitive Defizite zu beobachten“, sagt Nicole Werner, stellvertretende Stationsleitung C13/O in Mainkofen und fügt hinzu: „Bei Rückfällen während der stationären Entgiftung oder auch für Substitutionsärzte, die den Beikonsum kontrollieren möchten, ist die erschwerte bis fehlende Nachweismöglichkeit ein Problem. Hinweisgeber auf GHB- Konsum sind manchmal Haut- und Augenreizungen.“

„Das Risiko dieser von Konsumenten als Lifestyle- Substanz betrachteten leicht verfügbaren Droge wird definitiv unterschätzt. Wir betrachten die Entwicklung mit Sorge und warnen vor den schwerwiegenden Folgen. Schon bei geringen Überdosierungen kann es zu lebensbedrohlichen Auswirkungen bis zum Atemstillstand kommen. Durch Kombination mit anderen sedierenden Substanzen wie Alkohol oder Benzodiazepinen steigt die Gefahr noch“, sagt Dr. Blau.

Informationen zu den Angeboten am Bezirksklinikum Mainkofen gibt es im Internet unter https://www.mainkofen.de/psychiatrie/abteilung-sucht/

25.06.2024

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