Neue Alpakas und neues Konzept für die tiergestützte Therapie
Am Bezirksklinikum Mainkofen sind sechs neue Alpakas eingetroffen. Seit rund fünf Jahren hat sich der Einsatz dieser Tierart bei tiergestützten Interventionen bereits bewährt. Bisher hat ein externer Anbieter sie zur Verfügung gestellt. Nun hat das Bezirksklinikum dafür Personal eingestellt und eigene Tiere angeschafft. Im Herbst werden noch vier weitere Hengste folgen.
Nach einer mehrwöchigen Eingewöhnung auf der Weide des Klinikgeländes werden die Alpakas nun behutsam an das neue Therapiekonzept herangeführt, das das Team der Stabstelle in den letzten Monaten entwickelt hat. Als leitende Koordinatorin verantwortlich für die Gesamtorganisation ist Lisa Parringer, Gesundheits- und Krankenpflegerin B.Sc., Therapiebegleithunde-Team sowie Fachkraft für tiergestützte Interventionen. Zu ihrem Team gehören: Stefanie Berger, Pflegehelferin, Betreuungsassistentin sowie tiermedizinische Fachangestellte, die für das Tierwohl und die Durchführung der Gruppentermine der offenen Stationen zuständig ist. Diana Eder, M.Sc.-Psychologin sowie Fachkraft für tiergestützte Interventionen, übernimmt das Themengebiet „Therapiewirksamkeit“ für die Patienten und die Durchführung der Gruppentermine der überwiegend geschützt bzw. beschützend geführten Stationen. Zudem unterstützt Ernst Girrulat als Helfer bei der Tierversorgung und der Geländepflege an den Wochenenden.
Lisa Parringer über das neue Konzept: „Bisher sind die Alpakas überwiegend im Rahmen von Spaziergängen auf dem Gelände unterwegs gewesen. Mit dem neuen Konzept setzen wir einen anderen Schwerpunkt. Die Patientengruppen kommen zu den Tieren auf die Weide und dort finden die therapeutischen Angebote statt.“ So werden auf der Weide, umgeben von den Alpakas, beispielsweise Therapiemaßnahmen wie Entspannungsübungen angewendet oder es wird gemeinsam gebastelt. „Wir stellen z.B. mit den Patienten ein Salz aus heimischen Kräutern her, flechten Armbänder aus getrockneten Brennnessel-Stengeln oder bauen gemeinsam Bienenhotels und Vogelfutterstationen. Es ist uns sehr wichtig, die Patienten in diesem Zuge auch an die heimische Flora und Fauna heranzuführen“, so Lisa Parringer. Ab dem nächsten Jahr kann nach dem Scheren dann auch die Wolle der Alpakas verarbeitet werden.
Einsatz der Therapie bei Patienten mit Depressionen und Abhängigkeitserkrankungen
Die tiergestützte Therapie ist eine Ergänzung des therapeutischen Spektrums am Bezirksklinikum Mainkofen. Bei dieser Therapieform handelt es sich um gesundheitserhaltende oder -fördernde Maßnahmen im Grundberuf des Therapeuten, die durch professionellen und somit durchdachten und geplanten sozialen Einsatz von Tieren bereichert werden, um individuelle Ziele effektiver erreichen zu können.
Unter anderem bei Patienten mit Depressionen oder Abhängigkeitserkrankungen ist sie ein fester Bestandteil im Therapieplan. Patienten mit Depressionen werden zum Beispiel künftig am Morgen beim Ausmisten des Stalls und beim Füttern der Alpakas helfen. „Gerade bei Antriebsschwierigkeiten in der Früh ist dies eine sinnvolle Tätigkeit. Die Patienten können Verantwortung übernehmen und sich gleichzeitig körperlich betätigen“, so Parringer.
Die Zielsetzungen für die Gruppenaktivitäten sind grundsätzlich niedrigschwellig, damit sie auf den Großteil der Krankheitsbilder anwendbar sind. Ziele sind u.a.: Vertrauens- und Beziehungsaufbau auf einer anderen Ebene, Linderung von Stress-, Angst-, Aggressions- oder Schmerzempfinden, Ablenkung von emotionalem Leid, Stärkung des Immunsystems, Muskelaufbau zur Verbesserung der Motorik, Kreislaufregulation und Blutzuckersenkung sowie Stimmungsaufhellung. Weitere wichtige Aspekte wären die Abwechslung während des Klinikaufenthalts und eine strukturierte Tagesgestaltung. Durch die Entschleunigung mit den Tieren besteht zudem eine gute Möglichkeit zur Regeneration. Lisa Parringer: „Die Alpakas können ein Anker im Alltag unserer Patienten sein“.
Die Arbeit mit den Tieren erfolgt in enger Absprache mit dem Veterinäramt, beispielsweise wenn es darum geht, welche Schulungen bzw. Prüfungen dazu erforderlich sind. „Tierschutz steht bei uns immer im Vordergrund“, sagt Parringer und ergänzt: „Ohne die Unterstützung der Klinikleitung und anderer Abteilungen hätten wir das neue Konzept nicht so schnell umsetzen können. Wir haben in kurzer Zeit alle an einem Strang gezogen und zusammen mit vielen Bereichen, wie z.B. Personalabteilung, Technik und Gärtnerei, Wirtschaft oder Ergotherapie, etwas ganz Besonderes auf die Beine gestellt. Tierhaltung ist im Vergleich zu Besuchstieren eben nochmal ein höheres Niveau und kann auch Mitarbeiter verbinden.“
Mitarbeiter haben die Namen der Alpakas ausgesucht
Die Namen der Alpakas haben die Mitarbeiter des Bezirksklinikums anhand einer Abstimmung selbst ausgewählt. Die neuen Bewohner auf dem Gelände in Mainkofen heißen Hansi, Bertl, Gustl, Hubsi, Xaverl und Fridolin.
31.07.2024
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