Tag der Epilepsie

Privatdozent PD Dr. Joachim Scheßl, Leiter der Neurologischen Intensivstation spricht über die Krankheit und die Therapiemöglichkeiten.

Der Schrecken sitzt oft tief. Ein Mensch „zuckt“ am ganzen Körper, ist nicht mehr bei Bewusstsein und scheint nicht mehr zu atmen. Dann handelt es sich meist um einen epileptischen Anfall. Ca. 5% aller Menschen haben einmal in ihrem Leben einen solche epileptischen Anfall. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit, im Laufe des Lebens tatsächlich an einer Epilepsie zu erkranken etwas niedriger. „Bei einem ersten epileptischen Anfall sollte man auf jeden Fall den Rettungsdienst unter der Telefonnummer 112 anfordern“, so Privatdozent Dr. med. J. Scheßl, Leiter der neurologischen Intensivstation am Bezirksklinikum Mainkofen, da dann eine weitere Abklärung u.a. mittels einer Bildgebung des Kopfes und einem EEG (Hirnstrommessung) erfolgen sollte.

„Epilepsien können unterschiedliche Ursachen haben. Es können genetische Veränderungen, verschiedene Stoffwechseldefekte, Hirnfehlbildungen oder -schäden, aber auch Entzündungen oder Verletzungen des Gehirns bis hin zu Hirntumoren und vielen mehr vorliegen“ erklärt Prof. Dr. med. T. Schmidt-Wilcke, Chefarzt der Neurologischen Klinik am Bezirksklinikum Mainkofen.

Epileptische Anfälle dauern in der Regel nicht länger als 2 Minuten. Allerdings kann es zu schwerwiegenden Schäden des Gehirns kommen, wenn der Anfall länger als 5 Minuten andauert. Dann sprechen die Mediziner von einem Status epilepticus, einer der häufigsten, lebensbedrohlichen Notfälle in der Neurologie. „Hier gilt es dann schnell zu handeln. Spezielle Medikamente müssen dann unverzüglich dem Patienten verabreicht werden“, so der Notfallmediziner, Privatdozent Dr. Scheßl, der auch bei der Erstellung der Leitlinie für den Status epilepticus der Deutschen Gesellschaft für Neurologie als Mitglied des Expertengremiums tätig ist.

Nach dem ersten Anfall kann, aber spätestens nach mehreren Anfällen sollte eine antiepileptische Therapie begonnen werden. Dafür stehen mittlerweile mehr als 20 verschiedene Medikamente zur Verfügung, um eine Anfallsfreiheit herzustellen. Die gute Nachricht für Betroffene ist, dass dies in den meisten Fällen auch gut gelingt.

04.10.2021

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